Ludwig Knaus, ein erfolgreicher Porträtist und Genremaler, wurde am 5. Oktober 1829 als Sohn eines schwäbischen Augenoptikers in Wiesbaden geboren. Nach Abschluss der Lateinschule 1843 ging er auf Empfehlung seines Zeichenlehrers, der sein Talent schon früh erkannte, bei dem herzoglichen Hofmaler Otto Reinhard Jacobi in die Lehre.
Mit sechzehn Jahren besuchte er die Kunstakademie in Düsseldorf und lernte erst bei Karl Ferdinand Sohn, später wurde er mit Anselm Feuerbach Schüler des Nazareners Wilhelm von Schadow. Nach Auseinandersetzung mit seinem Lehrer Schadow verließ Knaus, der schon sehr früh seinen eigenen Stil gefunden hatte, die Akademie.
Gemeinsam mit Joseph Fay, den Gebrüdern Andreas und Oswald Achenbach und anderen Künstlern gründete er 1848 den „Malkasten“. Seinen Lebensunterhalt verdiente Knaus als freischaffender Maler vor allem mit dem Anfertigen von Portäts.
Mit seinem Freund Adolf Schreyer reiste er zu ethnographischen Studien nach Willingshausen an der Schwalm, wo sie das bäuerliche Leben und die Natur studierten. Im Schwarzwald, wo er sich danach aufhielt, interessierte er sich für die Menschen auf dem Lande und besonders für ihre traditionellen Trachten.
Ab 1852 führten Ludwig Knaus seine Studienreisen durch ganz Europa. In Frankreich verbesserte er in Paris sein technisches Können, erhielt eine Goldmedaille bei der großen Frühjahrsausstellung und besuchte die Künstlerkolonie von Barbizon zum Freiluftzeichnen und Landschaftsstudien zu zeichnen.
Seine Reisen führten ihm nach Brüssel und Antwerpen, Brügge und Ostende. 1856 besuchte er England , im Oktober 1857 Italien und machte in Venedig, Padua, Genua und Rom Station. Über Neapel kehrte er ein Jahr später wieder nach Deutschland zurück, da ihm das gemütliche deutsche Genre besser zusagte als das italienische Volksleben.
Nachdem er 16 Jahren in Europa unterwegs war, richtete er sich 1860 in Wiesbaden am Geisberg ein Atelier ein und heiratete Henriette Hoffmann, die Tochter des Besitzers des Europäischen Hofes. In den nächsten Jahren wechselte er mehrfach seinen Wohnsitz zwischen Düsseldorf, Berlin und Wiesbaden und hielt sich immer wieder in Paris auf.
Im Juni 1867 nahm er an der Weltausstellung in Paris teil wo seine Bilder mit der Großen Goldenen Medaille ausgezeichnet wurden und er den Pour le mérite für Wissenschaft und Künste erhielt. 1874 wurde Knaus zum königlich preußischen Professor ernannt, er zog endgültig nach Berlin und wurde mit der Leitung eines Meisterateliers betraut.
Knaus bevorzugte in seinen Motiven noch immer das ländliche, idyllische Bauernbild, passte sich aber immer mehr dem Publikumsgeschmack an und tendierte zu niedlichen und gefälligen Kinderbilder in einer intakten Umgebung, die großen Beifall fanden.
Seine Porträts waren inzwischen so begehrt, dass die Nationalgalerie in Berlin ihn beauftragte Bildnisse vom Historiker Theodor Mommsen und dem Physiker Hermann von Helmholtz anzufertigen. Der Stellenwert des Maler selbst war inzwischen so groß, dass ihm das Großen Konversations-Lexikon Meyers eineinhalb Spalten widmete.
Mit zunehmenden Alter ließ seine künstlerische Schaffenskraft nach und er variierte hauptsächlich seine Standartthemen und beschränkte sich auf teils klischeehafte und moralisierende Charakterstudien. Trotzdem sich die Kritiker immer mehr von ihm abwandten, erhielt er bis zu seinem Tode noch zahlreiche Auszeichnungen .
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts führten ihn seine Reisen nochmal nach London, Wien und Budapest, 1898 nach Rom und 1909 ein letztes Mal nach Paris. Am 7. Dezember 1910 starb der erfolgreichste Wiesbadener Maler im Alter von 81 Jahren in Berlin und wurde auf dem Friedhof in Dahlem beigesetzt.